"Die Liebe hat zwei Arme, der eine umfasst Gott, der andere den Nächsten."

osfslogofranz v. Sales fockKapelle 2017RegenbogenStimmungFockenfeld Herbst 2019

70 Jahre Gymnasium - Kolleg - Seminar

29. Schlossfest am 18. September 2016
Wir haben gerne mit euch gefeiert
70 Jahre Spätberufenenschule und - seminar
Eichstätt-Hirschberg-Fockenfeld
1946 - 2016

eihifock

Ein bescheidener Anfang in Eichstätt
Es war in den Jahren der Nachkriegszeit. Wir schreiben den 16. Oktober 1946. An diesem Tag feiern wir das Fest der hl. Margareta Maria Alacoque. Dieser Tag ist der Geburtstag unserer Schule. Und der Geburtsort ist das Salesianum Rosental in Eichstätt.
Damals knieten in den Bänken unserer Hauskapelle 13 junge Männer. Neun von ihnen waren Kriegsteilnehmer. Sie hatten noch keinerlei Studium.


Wir finden ein neues Haus für unsere Schule und unser Seminar im Schloss Hirschberg
Neue junge Leute meldeten sich, aber leider war unser Haus in Eichstätt zu klein, um alle aufzunehmen. Wir hielten Ausschau nach einem neuen Haus und fanden im Schloss Hirschberg am Haarsee, nahe Weilheim in Oberbayern, das geeignete Objekt. Am 29. April 1948 begann dann der große Umzug von Eichstätt nach Hirschberg. 30 junge Leute richteten sich dort häuslich ein. 12 Jahre sollte uns Hirschberg eine liebe Heimat sein.
Wir finden eine bleibende Stätte im Schloss Fockenfeld Im Jahr 1951 gelang es uns mit Hilfe der Resl von Konnersreuth, ein ausbaufähiges Objekt zu finden, das uns eine bleibende Stätte werden soll: das landwirtschaftliche Gut Fockenfeld bei Konnersreuth. Fockenfeld öffnet dann am 15. September 1955 seine Tore. Bis 16. August 1960 sind auch noch gleichzeitig Schüler in Hirschberg. Ab 8. September 1960 beginnt das neue Schuljahr in Fockenfeld mit 150 Schülern, aufgeteilt in vier Jahreskurse. In den kommenden 10 Jahren wird dann in Fockenfeld viel gebaut.
So entstanden ein Turnsaal, ein Physik- und Chemiesaal, ein Theaterraum, ein größerer Speisesaal und ein würdiges Gotteshaus, welches am 26. Oktober 1968 von Regensburger Bischof Rudolf Graber die Weihe empfängt. Das ist ein großer Tag für Fockenfeld.

Ein Markstein in der Geschichte unserer Schule
So notwendig alle baulichen Maßnahmen sind, von noch größerer Wichtigkeit ist die Festigung und der innere Ausbau unserer Schule und unseres Seminars. Am 12. April 1966 hat uns das bayerische Kultusministerium die staatliche Anerkennung gewährt. 2016 feiern wir Geburtstag. Schule und Seminar blicken auf 70 Jahre ihres Bestehens zurück. Danken wollen wir Gott, der unsere Arbeit an den jungen Menschen in diesen 70 Jahren gesegnet hat.
Es gibt viele Namen, denen wir im Laufe der 70 Jahre der Spätberufenenschule begegneten. Es sind Schüler, die die Spätberufenenschule besucht, es sind Lehrer, die unterrichtet, es sind Schwestern und Angestellte, die für das Wohl aller gearbeitet, es sind Ordensleute, die in Schule und Seminar gewirkt, es sind Freunde, die uns reich beschenkt, es sind Menschen, die sich für Berufungen in der Kirche eingesetzt haben, es sind Ehemalige, die heute Priester in Pfarreien oder Ordensleute sind, es sind engagierte Leute in Kirche und Welt, es sind Menschen, die mit viel Umsicht und großem Eifer Schule und Seminar geleitet und begleitet haben, es sind Menschen, denen wir unendlich dankbar sind, es sind Menschen, die bereits verstorben sind, es sind Menschen, die heute mit ihrem Einsatz in Schule und Seminar tätig sind, es sind Menschen, die frohen Mutes in die Zukunft blicken, es sind betende Menschen, es sind gottvertrauende Menschen.
70 Jahre Spätberufeneschule und - seminar St. Josef - wir haben hier eine sehr schöne, wenn auch verantwortungsvolle Aufgabe, junge Menschen ein Stück ihres Lebensweges zu begleiten. Gerne nehmen wir diesen Auftrag auch in Zukunft wahr und begleiten junge Menschen in aller Freiheit auf dem Weg ihrer Berufungs- bzw. Berufsentscheidung. P. Benedikt Leitmayr osfs

Erfahrungen von Br. Abraham in seiner Zeit in Fockenfeld

Mein Name ist Br. Abraham, ich lebe zur Zeit im Oratorium des hl. Philipp Neri in Aufhausen. Ich stamme aus dem Erzbistum Bamberg. Im Juni 1990 erfuhr ich von einem Freund aus Bamberg, namens Marianus Schramm (auch ein ehmaliger Fockenfelder, der heute als Pfarrer in Erzbistum Bamberg tätig ist), der sich damals gerade in Fockenfeld aufhielt, dass es dort die Möglichkeit gebe, auf dem zweiten Bildungsweg das bayerische Abitur abzulegen. Als Bamberger, der damals familiären Kontakt zum Bamberger Karmelitenkloster hatte, wäre für mich als erste Möglichkeit, das Abitur nachzuholen, das „Theresianum“ in Bamberg in Frage gekommen, dessen Trägerschaft das dortige Karmelitenkloster innehatte. Für mich aber war sehr schnell klar, ich werde von Bamberg weggehen, um etwas Neues kennenzulernen. Meine Mutter und meine Tanten kannten bereits von früheren Besuchen in Konnersreuth Therese Neumann; daher entschied ich mich sehr schnell, in das unweit von Konnersreuth gelegene Spätberufenenseminar Fockenfeld einzutreten, um dort das Abitur abzulegen.

Einige Wochen vor Ende des vorausgehenden Schuljahres besuchte ich in Fockenfeld den Schulunterricht, um zu sehen, ob dies etwas für mich sein könnte. Als schulische Vorbedingung konnte ich nur den Hauptschulschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung als staatlich geprüfter Handelsbetriebswirt nachweisen. Mir wurde in den Tagen meines ersten Besuches in Fockenfeld schnell klar, dass diese Zeit für mich eine große Herausforderung sein werde, doch ich wollte nicht sofort aufgeben. Natürlich hätte ich für mich im Jahr 1990 auch einen einfacheren Weg wählen können, das heißt - ohne bayerisches Abitur – die priesterliche Berufung anzustreben, doch dies wollte ich nicht. Ich sagte mir, im täglichen Leben gibt es viele Schwierigkeiten, die ich zu bewältigen habe, daher ist es notwendig, eine solide religiöse Grundbildung zu erwerben. Mein Ziel war bereits damals, Theologie zu studieren, um einmal als Priester im Weinberg des Herrn wirken zu können; doch mir fehlte das nötige Rüstzeug dafür. Natürlich hatte in meiner Kindheit eine religiöse Sozialisation erfahren und in meiner agrarisch geprägten Heimatgemeinde im Landkreis Bamberg das katholische Milieu erlebt, doch mir fehlten viele intellektuelle Voraussetzungen. Ich sah deutlich, dass diese Herausforderung, einen gymnasialen Bildungsweg einzuschlagen für mich nicht einfach sein werde, doch mit Hilfe von Therese Neumann, so hoffte ich, dies schaffen zu können.

Mit dieser Einstellung fuhr ich am Sonntag, den 9. September 1990, mit meiner Mutter und meinen Tanten nach Konnersreuth. Unser erster Besuch galt dem Grab von Therese Neumann, anschließend fuhren wir nach Fockenfeld. Wir hatten mit dem dortigen Pater Friedhelm Czinczoll einen Termin vereinbart, wobei wir uns um 30 Minuten verspäteten, weil wir etwas zu lange am Friedhof in Konnersreuth geblieben waren. Die Begrüßung war zwar sehr herzlich, doch Pater Friedhelm machte mir sehr schnell klar, dass nicht in Konnersreuth gelernt werde, sondern hier in Fockenfeld. Meine ersten schulischen Schwierigkeiten bestanden in den Fächern Latein, Mathematik, Englisch usw., doch ich kann heute rückblickend sagen, gerade das erste Jahr in Fockenfeld war für meine weitere Entwicklung an der Spätberufenenschule St. Josef sehr hilfreich. Viele Patres haben ihre Hilfe angeboten: Pater Karl Schacherl gab mir privat Deutschunterricht, zu Pater Hubert Czinczoll konnte ich immer gehen, wenn ich im Fach Mathematik Probleme hatte. Die Türe von Pater Friedhelm Czinczoll stand immer offen, wenn ich Übersetzungsprobleme in Latein hatte. Unser erster Kurs im Schuljahr 1990/91 bestand aus 7 Schülern, doch uns verband eine intensive Lerngemeinschaft. Mich hat es gewundert, dass ich damals mit 23 Jahren nicht der Älteste im Kurs war. Ich hatte immer großen Respekt vor Leuten, die bereits mehr als 10 Jahre berufliche Erfahrung hinter sich hatten und jetzt bereit waren, noch einmal die Schulbank zu drücken. Meine großen Vorbilder in diesem Kurs waren damals Alois Kaiser, heute Pfarrer in Haidmühle, und Thomas Hösl Kaplan in der Pfarrei St. Josef Weiden. Ich hatte vom ersten Tag an in Fockenfeld große schulische Probleme und oft erhielt ich bei Schulaufgaben die Note 4 oder 5; und doch war ich entschlossen weiter zu kämpfen. Mein damaliger Lehrer in Englisch und Deutsch, Herr Fritz Lieb, wiederholte folgenden Ausspruch, der mich bis heute prägt: „Hartbohrer sind erwünscht, Weichraspler brauchen wir nicht“! Er meinte damit, in der heutigen modernen Gesellschaft gebe es viele herausfordernder Probleme zu bewältigen. Natürlich kann man versuchen, immer den leichteren und einfacheren Weg zu gehen, doch es stellt sich die Frage, ob man dabei etwas gewinnt. Wenn ich heute nach mehr als 20 Jahren auf die Zeit in Fockenfeld zurückblicke, dann bin ich froh, ein „Fockenfelder“ gewesen zu sein. Ich habe mit einem Abiturschnitt von 3,6 keinen glänzenden schulischen Abschluss erworben, doch ich hatte neben den schulischen Kenntnissen dort in Fockenfeld für mein späteres Leben drei wichtige Erfahrungen machen dürfen, die mich heute noch nachhaltig prägen. Diese waren: die familiäre Erfahrung im alltäglichen Umgang, die geistliche Führung durch die Patres sowie das außerschulische Angebot.

Die familiäre Erfahrung

Zu meiner Zeit, als ich das Spätberufenenseminar St. Josef in Fockenfeld besuchte, - dies waren die Jahre von 1990 – 1995 – waren wir insgesamt etwa 50-60 Schüler, 6 Patres, 3 Brüder, 4 Mallersdorfer Schwestern, 5 angestellte Lehrkräfte und 5-8 Hausangestellte. Wir waren uns nicht fremd, sondern man kannte sich untereinander gut. Natürlich gab es unter diesen Leuten auch kleinere Lerngruppen, die für mich vor allem im Hinblick auf mein schulisches Fortkommen sehr wichtig waren. Als Schüler bekam man natürlich immer mit, wenn beispielsweise Lehrerkonferenzen stattfanden, da benötigte man keine virtuelle SMS als Informationsquelle. Ein Gespräch mit der entsprechenden Person genügte oftmals um über das Leben in der Schule und im Internat ausreichend informiert zu sein. Prägend für mich war auch im Internat der familiäre und freundschaftliche Umgang miteinander. Es war selbstverständlich, dass man als Schüler einen respektvollen Umgang mit den Mallersdorfer Schwestern pflegte; denn sie kochten täglich für die gesamte Hausgemeinschaft und erledigten für uns viele häusliche alltägliche Dienste, wie beispielsweise die Wäscherei, das Bügeln der Wäsche und die Dienste im Sekretariat. All dies garantierte für uns den „guten Geist“ des Hauses. Es gehörte ebenso zur familiären Gemeinschaft, dass wir täglich mit der heiligen Messe am Morgen den Tag begannen. Hier hat mich immer sehr geprägt, dass bereits um 6.00 Uhr am Morgen die Mallersdorfer Schwestern in der Kirche ihr gemeinsames Stundengebet zu verrichten pflegten. Ich kann sagen, ohne diese wirklich spürbare gute Atmosphäre hätte ich die für mich sehr anstrengende Schulzeit nicht absolvieren können; denn wie bei einem großen Teil meiner Mitschüler, die mit schulischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, kam auch bei mir im Schuljahr 1993/94 – ich befand mich damals im 3. Kurs - die Überlegung, die Schule zu wechseln. Gegen Ende des Schuljahres begab ich mich mit einigen Schülern von Fockenfeld nach Bad Driburg ins damalige Haus St. Clemens. Innerlich war ich sehr aufgeregt und war entschlossen, noch während des laufenden Schuljahres sofort Fockenfeld verlassen, doch der damalige Provinzial der Gemeinschaft, Pater Konrad Hausner, sagte zu mir. „Natürlich können Sie gehen, doch Sie haben jetzt noch die Schwalbe in der Hand, das heißt, wir kennen Sie und können Sie auf dem Weg zum Abitur begleiten. Natürlich können Sie die Schwalbe fliegen lassen, doch wer begleitet Sie dann weiter!“ Heute nach mehr als 20 Jahren Erfahrung bin ich froh und dankbar, dass ich Pater Hausners Rat damals gefolgt und in Fockenfeld geblieben bin; denn vor allem der persönliche Rat und die pädagogische Begleitung, die ich in der damaligen Situation erfahren und erlebt habe, gab mir die Kraft zum Aus- und Durchhalten. Die familiäre Gemeinschaft ließ niemanden fallen, sondern sie versuchte, allen Schülern sowohl in ihren schulischen Schwierigkeiten wie bei ihren privaten Problemen zu helfen. Dies war das große Plus der Spätberufenenschule St. Josef in Fockenfeld.

Die geistliche Führung durch die Patres

Von Anfang empfand ich den Unterricht der Patres als sehr prägend für mich. Wenn ich mich recht erinnere, dann waren zu meiner Zeit folgende Patres im Unterricht tätig - Pater Hubert Czinczoll, Pater Franz Grömer, Pater Friedhelm Czinczoll, Pater Georg Grois, Pater Karl Schacherl, Direktor Pater Dr. Maximilian Hofinger, Pater Josef Mayer, ab September 1991 Pater Benedikt Leitmayr. Ich hatte vor diesen Patres immer großen Respekt; denn fast alle von ihnen hatten neben ihrem Theologiestudium noch ein weiteres Studium, wie beispielsweise in den Fächern Latein, Griechisch, Geschichte, Mathematik oder Physik, absolviert. Die Patres besaßen also eine ausgezeichnete fachliche Qualifikation, was sich vor allem für die Abiturvorbereitung und in den späteren Abiturdurchschnitten positiv auswirkte. Selbst in meinem Kurs gab es zwei Schüler, die mit der Gesamtnote „eins“ das bayerische Abitur auf dem zweiten Bildungsweg absolvierten. Ohne fachlich kompetente Vorbereitung durch unsere Patres wäre dies niemals möglich gewesen, weil sie Tag und Nacht sich für unser schulisches Fortkommen einsetzten. Neben ihrem schulischen Engagement waren sie für uns auch im spirituellen Bereich ein großes Vorbild. Es bestand für alle Schüler die Möglichkeit, täglich am abends das Rosenkranzgebet zu pflegen. Am Samstagabend gab es oftmals das Angebot der eucharistischen Anbetung, was die Schüler gerne in Anspruch nahmen. Nachhaltig hat uns das gute Beispiel der Patres im spirituellen Bereich geprägt. Noch gut erinnere ich mich gerne an das fruchtbare Wirken unseres lieben Paters Karl Schacherl. Ihm war die Pflege des spirituellen Lebens innerhalb der damaligen Hausgemeinschaft sehr am Herzen gelegen. Kurz vor seinem Tode im Jahre 1993 hatte er eine kleine Schrift mit dem Titel „Daheim“ veröffentlicht. Ein Satz aus dieser Schrift habe ich nicht vergessen und prägt mein Leben bis heute noch. Er lautet: „Heimat im Kreise der Familie bei den Eltern und Geschwistern im Böhmerwald und Schwabenland – Heimat in der Ordensfamilie bei den Mitbrüdern. Ich kann von dieser zweifachen Familie sagen: ‚Daheim ist es doch am schönsten…‘.“ Diese kleine Schrift, die Pater Schacherl einige Wochen vor seinem damals plötzlichen Tode herausgab, hat für mich heute, im Jahre 2016, die gleiche Bedeutung wie damals; denn ohne Verwurzelung in eine religiöse Gemeinschaft kann keine persönliche Integration in eine dörfliche Gemeinschaft, bzw. in eine Ordensgemeinschaft gelingen. Sein Werk endet mit der Überschrift „Daheim einmal für immer bei Gott“ Er schreibt in diesem Abschnitt: „Ein Christ, der seine Aufgabe in dieser Zeit nicht erfüllt, darf nicht glauben, er sei tauglich für die Ewigkeit.“ Dankbar kann ich feststellen, dass alle Salesianer-Patres in Fockenfeld mich und auch meine Mitschüler spirituell sehr geprägt haben. Gerne erinnere ich mich an das segensreiche Wirken von Pater Karl Schacherl, der mit Beginn des Schuljahres 1957/58 seine Tätigkeit in Fockenfeld begann und bis zu seinem Tode 1993 dort blieb, wobei er sich seit Anbeginn seines Wirkens immer ein offenes Ohr für Therese Neumann bewahrt hatte. Zu meiner Zeit pflegte kein Angehöriger der Ordensgemeinschaft in Fockenfeld so intensive Bemühungen um das Anliegen und das geistliche Vermächtnis der Therese Neumann. Alljährlich feierte Pater Schacherl mit Schülern, die dafür Interesse hatten, einen Gottesdienst im ehemaligen Zimmer Therese Neumanns, was ich als besonderes Erlebnis in meiner Fockenfelder Zeit bezeichnen möchte. Pater Schacherl habe ich als glaubwürdigen Zeugen in Erinnerung, von ihm persönlich habe ich kurz vor seinem Tod eine kleine Schrift über Therese Neumann geschenkt bekommen; diese wurde im Jahre 1930 von dem Kapuzinerpater Odo Staudinger mit dem Titel „Die Leidensblume von Konnersreuth“ verfasst. Heute nach mehr als 20 Jahren freue ich mich, dass der Seligsprechungsprozess bereits vor seit als 13 Jahren eröffnet wurde. Immerhin ist es Therese Neumann zu verdanken, dass die Salesianer-Patres im Jahre 1952 Fockenfeld, den ehemaligen Meierhof des Zisterzienserklosters Waldsassen, käuflich erwerben konnten; denn ohne Therese Neumanns Initiative hätte die Spätberufenenschule St. Josef im schönen Stiftland nicht Fuß fassen können. Die Gegend um die Gemeinde Konnersreuth und Fockenfeld ist maßgeblich geprägt durch das Wirken der ehemalige Zisterzienser in Waldsassen, was auch heute noch in der Bezeichnung „Stiftland“ anklingt. In der Festschrift anlässlich des 40jährigen Bestehens des Spätberufenenseminars Fockenfeld (herausgegeben 1992) ist die historische Entwicklung des stiftischen Meierhofes und Gerichtsitzes Fockenfeld dargestellt. Man merkt und spürt diese ländliche und ruhige Atmosphäre, weit abgelegen von der Stadt Waldsassen heute noch; diese Gegend lässt gewissermaßen die spirituelle Intensität heute noch spüren; man kann sie schlecht beschreiben, man muss sie persönlich erleben.

Das außerschulische Angebot

Wenn ich heute an meine Schuljahre in Fockenfeld zurückdenke, dann kann ich sagen, dass mir neben dem Unterricht und den schulischen Schwierigkeiten, mit denen ich beinahe täglich durchaus zu kämpfen hatte, und der spirituellen Begleitung vor allem eines in guter Erinnerung geblieben ist, was man heute als außerschulisches pastorales Angebot bezeichnen würde. Gerne erinnere ich mich an die wunderbaren, nicht selten anstrengenden Einsätze, die wir unter Anleitung von Pater Franz Grömer im Garten wöchentlich leisten mussten. Es besaß das besondere Charisma, Schüler für seine unterschiedlichen Gartenaktionen zu gewinnen; diese bestanden zum Beispiel darin, dass man unterschiedliche Gartenabfälle kompostieren oder diese umsetzen musste. Für diesen aktiven Arbeitseinsatz gab es an zwei Tagen (jeweils am Mittwoch und Samstag nachmittags) feste Zeiten und dieser war für alle Schüler verpflichtend, wobei gerade dieser praktische Arbeitseinsatz als Ausgleich zu den Studierzeiten bei vielen ehemaligen Schülern heute noch bestens in Erinnerung ist. Pater Josef Mayer hatte seine sogenannten „Mayer-Spezialisten“, die überwiegend für den Bereich Computer, Radio, Elektrotechnik zuständig waren. Da ich aus einer agrarisch geprägten Gegend, nämlich aus dem Bamberger „Knoblauchsland“, stamme, war mir die Garteneinsätze oftmals willkommener als die Reparatur von Elektrogeräten. Wenn ich heute an die unterschiedlichen außerschulischen Angebote zurückblicke, kann ich feststellen, dass ich gerade durch meine im außerschulischen Bereich gewonnenen praktischen Erfahrungen mir eine große Begeisterung bewahrt habe, die mein späteres Studium sicherlich stark beeinflusste. Ich denke hier vor allem an den langjährigen, schon verstorbenen Lehrer StD Fritz Lieb. Für mich war dieser eine Lehrerpersönlichkeit von außergewöhnlicher Faszination; er war mit großen Talenten gesegnet, weit über das gewöhnliche Maß engagiert, dessen unermüdlicher Einsatz allen Schülern täglich zu Gute kam. Obwohl er evangelisch war, fügte er sich in aller Bescheidenheit in die Geflogenheiten einer katholischen Privatschule und bereicherte durch sein segensreiches Wirken das Schulleben in hohen Maße. Herr Lieb besaß ausgezeichnete sprachliche Talente, so unterrichtete er Englisch in Fockenfeld und Französisch am Otto Hahn Gymnasium in Marktredwitz. Ein weiterer Schwerpunkt seines Wirkens galt darüber hinaus der Musik. Er spielte Orgel, Geige und unterschiedliche Blasinstrumente. Während meiner Zeit in Fockenfeld unterrichtete er auch das Schulfach Musik und leitete den Schulchor. Hier wurde zu verschiedenen kirchlichen Anlässen, wie zum Beispiel für das Fest des heiligen Franz von Sales (24.01.), für die Abiturientenentlassung oder für die Feier einer Nachprimiz, oftmals eine sehr anspruchsvolle musikalische Umrahmung durch den Schulchor einstudiert. Zu dem täglichen Lernprogramm, das zu bewältigen war, kamen dann die mehrtägigen Proben von beispielsweise einer fünfstimmigen Messe des italienischen Komponisten Giovanni Pierlugi da Palestrina dazu, wobei zuerst jeweils jede Stimme einzeln geprobt wurde, ehe sich dann die Gesamtprobe anschloss. Wenn schließlich eine solche Festmesse feierlich aufgeführt wurde, dann bedeutete dies für jeden Schüler, der daran beteiligt war, ein unvergessliches Erlebnis. Es gab für unterschiedliche feierliche Anlässe eine Bläsergruppe, bei der ich als Hornist mitspielen durfte. Herr Lieb begründete auch eine gregorianische Choralschola, die bei unterschiedlichen kirchlichen Anlässen und bei der Gestaltung der Gottesdienste mitwirkte und so die Herzen der Gläubigen erfreute. Das Herz von StD Fritz Lieb schlug für Fockenfeld. Heute noch erinnern an ihn die Fockenfelder Schlosskonzerte, die er begründete und bis zu seinem Tode immer aktiv förderte. Er versuchte dies, indem er unterschiedliche musikalische Beiträge anbot, indem er unterschiedliche Gruppen - ob aus den deutschen Sprachgebiet oder aus dem osteuropäischen Sprachgebiet - einlud, um so das kulturelle Leben Fockenfelds und darüber hinaus des benachbarten Stiftlandes aktiv zu bereichern. Ich persönlich verbinde mit Herrn Lieb die Erinnerung an seine ausgezeichneten historischen Kenntnisse. Denn er unterrichtete in Fockenfeld auch das Fach Geschichte, wobei ihm besonders die bayerische Landesgeschichte am Herzen lag. Hier wurde sein begeisterter und zugleich begeisternder Unterricht für niemanden langweilig, weil er ein großer Kenner und Liebhaber für bayerischer Geschichte war. Es ging ihm nicht nur um die Reproduktion von Zahlen und Fakten, sondern er versuchte, in seinen Schülern, die schon durch viele andere Fächer wie Latein, Englisch, Griechisch in Anspruch genommen waren, ein historisches Geschichtsbewusstsein zu wecken und zu fördern, woran sich heute noch viele ehemalige Schüler gerne erinnern. Dazu gehörten natürlich auch alljährlich Exkursionen in verschiedene bayerische Bezirke, Fahrten, an denen ich selbst während meiner Schulzeit in Fockenfeld mit großer Begeisterung teilnehmen durfte. So gehörten beispielsweise zur Fahrt in die Rheinpfalz (Juni 1992) u.a. die Besichtigung des Speyerer Kaiserdomes, anderer pfälzischer Denkmäler und des Hambacher Schlosses. In diesem Zusammenhang war Herr Fritz Lieb bestrebt, seinen Schülern nicht nur den Fachbegriff „Hambacher Hochzeit“ zu vermitteln, sondern sie zu der Erkenntnis zu führen, dass in Hambach die deutsche Demokratiebewegung in Gang gesetzt wurde und als Folge davon schließlich zum ersten gesamtdeutschen Parlament in der Frankfurter Paulskirche (1848) führte.

Obwohl ich mit dem schulischen Lernen so manche Schwierigkeiten hatte, schätzte ich gerade deswegen bei Herrn Fritz Lieb dessen originellen, abwechslungsreichen und interessanten Unterricht, den ich in den fünf Jahren erleben durfte, umso mehr. Man könnte noch viele andere Aktionen dieses außerordentlich engagierten Lehrers anführen, die mir bis heute in lebhafter Erinnerung sind. So bereicherte er das Schulleben durch die Aufführung verschiedener Theaterstücke, für deren Einstudierung er immer wieder Schüler zu begeistern verstand, oder auch darum, das Patronatsfest des Hl. Franz von Sales (24.01.) musikalisch zu gestalten. Ebenso kümmerten sich die Patres mit großen Einsatz, am Ende jedes Schuljahres eine    Dankeswallfahrt (z.B. nach Pleystein) durchzuführen. Außerdem erinnere ich mich daran, dass wir bereits im ersten Kurs unter Leitung unseres Lateinlehrers, des Herrn StR Bernhard Fuchs, ein lateinisches Theaterstück mit dem Titel „Pyramus et Thisbe“ aufführten, dessen Einübung sehr zeitaufwendig. Sehr bewegend waren für mich auch die jährlichen Abiturfeiern oder der Empfang der Primizianten am Ende des Schuljahres. Insgesamt kann ich feststellen, dass es durch das sehr umfangreiche außerschulische Angebot mir leichter fiel, den schulischen Alltag zu bewältigen.      

Abschließend möchte ich sagen: Es sind inzwischen 21 Jahre vergangen, seitdem ich mein Abitur in Fockenfeld absolvierte. Ich bin noch nicht Priester, doch ich gehöre seit Juni 2012 dem wiedererrichteten Oratorium des Heiligen Philipp Neri in Aufhausen an. Bis zum 10. Dezember 2016 bin ich noch im dreijährigen Noviziat der Gemeinschaft. Begleitend dazu bin ich derzeit an der LMU in München im 5. Semester und absolviere den Klaus-Mörsdorf-Studiengang für Kanonistik. Nach Abschluss des Lizentiats im kommenden Jahr 2017 möchte ich, wenn es Gottes Wille ist, meine Berufung zum Priesteramt realisieren. Mein Theologiestudium (Regensburg), sowie die Promotion im Fach Katholische Kirchengeschichte (Münster), sowie ein Lehramtsstudium für die Fächer Katholische Religion, Geschichte und Sozialwissenschaft (ebenfalls in Münster), verbunden mit einer zweijährigen Referendariatszeit am Cornelius-Burgh-Gymnasium in Erkelenz (NRW) wären sicherlich für mich ohne den Abschluss in Fockenfeld nicht möglich gewesen. Daher möchte ich die Gelegenheit benutzen, um allen Lehrern, die heute noch in Fockenfeld unterrichten - Pater Friedhelm Czinczoll, Pater Benedikt Leitmayer, StR Josef Siller und StR Bernhard Fuchs – , ein aufrichtiges Vergelt’s Gott auszusprechen; denn ohne deren vielfältige Hilfe und Unterstützung hätte ich später meine Studienabschlüsse niemals erreichen können.

Zum 70jährigen Schuljubiläum wünsche ich der Schule für die nächsten Jahre viele aktive Schüler und alles Gute für eine erfolgreiche Zukunft. Ich würde mich freuen, wenn auch künftig möglichst viele junge Leute den Weg nach Fockenfeld finden würden und dort erfolgreich zum Abitur geführt werden könnten. Gerade heute im „virtuellen Zeitalter“ unserer sogenannten Informationsgesellschaft ist eine fundierte christliche Grundbildung dringlich geboten, so wie sie uns von den Patres und weltlichen Lehrkräften in Fockenfeld vermittelt wurde, ein wirklich großer Schatz, der für das gesamte Leben eines Menschen besonders hilfreich ist. Daher wünsche ich der Spätberufenenschule in Fockenfeld, besonders den Oblaten des Heiligen Franz von Sales und der gesamten Hausgemeinschaft für die kommenden Jahre Gottes Schutz und Segen! Vergessen Sie Ihre große Initiatorin dieser Schule - Therese Neumann - nicht, denn sie kann vom Himmel her durch ihre Fürbitte viele neue Schüler schicken, wenn sie im Gebet darum angerufen wird.

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